Name: Hagelstich

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Aussehen:
Hagelstich ist mit seiner Statur ein eher kleiner Kater, der nicht gerade von beachtlicher Größe zeugt. Kaum jemand würde auf den ersten Blick vermuten, dass er in all seinen Maßen dennoch im normalen Durchschnitt seiner Rasse liegt. Dass er sich damit dennoch nur wenig zufriedengibt, merkt man ihm durchaus an. Aber an ein weiteres Wachstum ist – so groß die Hoffnung auch sein mag – nicht mehr zu denken. Die mangelnde Schulterhöhe scheint sich stattdessen jedoch in der ausgeprägten Länge seines Körpers wiederzufinden.
Der Kopf des Katers ist fein gearbeitet, wirkt jedoch in Proportion zu seinem Bau ein wenig klein. So ist auch die Schnauze recht kurz und flach, eher steil läuft der Nasenrücken bei ihm nach oben an. Die beiden Ohren, hoch am Kopf angesetzt, sind vergleichsweise groß und laufen spitz zu, während feine Wangenknochen sein Gesicht zieren. Ganz in der Nähe sind seine Augen dabei mandelförmig und schräg nach oben zulaufend, was ihm einen sehr ersten Ausdruck verleiht. Das tiefe Gelb, welches sich darin füllt, strahlt seinem Gegenüber stetig entgegen, dennoch wirken diese wie ferne Seelenspiegel, in Anwesenheit der absoluten Leere.
Der Schweif des Katers ist kürzer als im Normalfall, während seine schlanke Statur parallel dazu von flachen Flanken zeugt.
Doch alles in einem: Ein klassischer von Attraktivität zeugender Kater ist Hagelstich eher weniger.

Der Pelz des Kriegers würde normalerweise als kurz bezeichnet werden, dennoch weist es, anders als seiner Rasse entsprechend, ein leicht längeres Haar auf. Es liegt nicht besonders glatt an seinem Körper an und wirkt stetig ein wenig verwuschelt. Dabei gibt er sich große Mühe, es so gut wie möglich zu pflegen. Doch jede Mühe scheint dabei vergebens.
Allgemein kann gesagt werden, dass Hagelstich als Tabby-Katze deutlich grau-getigert ist. Natürlich ist es nicht derart schlicht gemustert, wie man nun denken möchte. Beginnen wir an seinem Gesicht. Ein dunkles Grau, welches an drohende Gewitterwolken erinnert, wird dort leicht getupft, so wie sein Fell darin eingefärbt ist. Eine feine Tigerung, gestochen scharf, führt von seinen Augen zu den Wangenknochen und über die Stirn. Die Augen sind gleichzeitig am unteren Rand mit weißen Linien abgegrenzt. Auch an der oberen Innenseite sind schmale, weiße Striche zu sehen. Die Nase ist dabei in einem dunklen Rosarot gefärbt, die Lefzen darunter weiß mit leichtem Cremestich. Das Blütenweiß ragt zudem hinab bis zur Brust und führt seinen Bauch entlang, ebenso die Pfoten sind in dem hellen Ton gezeichnet. Der Rest von Hagels Körper ist in dem rauchigen Gewitterwolkengrau getigert, während ein ziemlicher dunkler, breiter Strich über seinen Rücken verläuft. Zusätzlich zeichnen ihn einige alte, grässliche Narben aus, welche seiner Vergangenheit zu verschulden sind.

Charakter:
Möchte man Hagelstich in einem Wort beschreiben, so wäre dieses wohl zerfressen. Ruhelos streift er umher, erträgt es nicht einen Moment, stillzusitzen. Immer ist etwas an ihm am Zucken, niemals rührt sich Nichts an ihm. Schlafen ist etwas, das er kaum wirklich kann. Nachts macht der Kater nur geplagt von Unruhe ein Auge zu, wird immer wieder wechselhaft wach. Deswegen ist er am Tage meist ziemlich verschlafen, aber ruhig sitzen geht dennoch nicht. Er hat kleine Ticks, sein linkes Ohr zuckt hin und wieder, auch hat er den Drang, öfter Blinzeln zu müssen als nötig, und muss zudem vor jedem Bissen innerlich bis 4 zählen. Das alles lässt ihn auf andere meist ein wenig befremdlich wirken, weswegen sich der Kater von anderen bewusst lieber fernhält. Aber das ist nicht der einzige Grund. Der junge Krieger ist zerfressen von Selbstzweifel, er lässt an sich kein gutes Haar. Aus diesem Grund fürchtet er es, mit anderen Zeit zu verbringen. Denn er wagt nicht, sich jemandem zu öffnen, zu groß ist der Zweifel an sich selbst und die Angst, doch wieder enttäuscht zu werden. Sein Selbstwertgefühl ist irgendwo tief am Boden zu finden, man könnte es nicht einmal von der Erde aufklauben.
Doch Hagel weiß es zu verbergen, nicht nur vor anderen, auch vor sich selbst. Indem er seine Gedanken nicht daran verschwendet, was man von ihm halten könnte – auch wenn diese Gedanken ihn in ruhigen Minuten elendig plagen.
Der Kater wirkt im ersten Moment deshalb selbstbewusst, scheut sich nicht davor, sein Maul aufzureißen, wenn es ihm danach gelüstet. Im richtigen Moment schweigen kann er jedenfalls nicht. Daraus entstehen manchmal Situationen, in denen die Luft unglücklich knistert und brennt. Denn im rechten Moment aufhören kann er ebenso wenig. Das konnte er noch nie.
Zerfressen ist Hagelstich zudem von tiefem Hass. Hass auf seine Eltern, Hass auf seine allzu perfekte Schwester, die sich schneller ihren Platz in die Herzen der Eltern gestohlen hatte, als dass er etwas dagegen hätte tun können. Und noch immer grämt er sich deswegen. Sein Herz ist von Elend zerfressen, selten wacht er mit Gedanken an etwas anderem auf. Stets ist da der Gram, der Hass…

Hagelstich ist überaus nachtragend. Es frisst sich in ihn hinein, in sein kleines, verkümmertes Herz, und lässt ihn nie mehr los. In seinem ganzen Leben hat er noch nichts verziehen. Nicht einmal daran denken tat er.
Der graue Kater ist nicht ungeschickt, tatsächlich wäre er wohl ein guter Jäger, wenn da nicht seine Ticks wären, die er besonders bei anstrengenden sowie hektischen Situationen spürt und welche zusätzlich seine Konzentration hindern. Ist jedoch alles ruhig und er allein, ohne jeglichen Zeitdruck, so kann sich der Krieger sogar ziemlich gewandt anstellen, sofern auch seine Gedanken schweigen. In jedem Fall ist er aber ein ausgezeichneter Schwimmer mit der erlernten Fähigkeit des Fischens. Im Wasser fühlt er sich angenommen und geborgen. Umso mehr hasst er demzufolge seine Schwester, die ihm das alles genommen hatte.

Kämpfen – nein, das liegt ihm nicht. Nicht, dass er Angst hätte, jemanden zu verletzen – das hat er nun wirklich nicht, dafür ist er zu rachsüchtig. Doch als Krieger im Kampf ist er schlichtweg viel zu leicht zu durchschauen. Und gleichzeitig fällt es ihm zu schwer, andere zu durchschauen.
Hagelstich ist außerdem eine ziemlich skeptische Persönlichkeit, die in fast allem einen Angriff sieht, ob es nun einer ist oder nicht. Da ist er relativ zartbesaitet.
Doch so sehr er auch von Zorn verschlungen wird, tief im Innern, in dem verschrumpelten Klumpen, der von seinem Herzen übrig ist, sehnt er sich nach jemandem, der ihn wirklich mag – der ihm um seiner selbst willen mag. Jemand der ihn liebt, ihn unterstützt, auch wenn Hagelstich ist, wie er nun eben ist…

Clan: EisClan

Hauskatze: Ja [ ] Nein [X]

Rasse: American Shorthair Mix [Gray Tabby]

Familie:
Kleinstreif † | Vater | EisClan
Dunkelhauch † | Mutter | EisClan
Windspiel | Schwester | ehem. EisClan

Vergangenheit:
Dunkelhauch und Kleinstreif hatten zu Beginn keine besonders gute Beziehung zueinander. Sie konkurrierten, wann immer es ihnen möglich war. Ehrlich gesagt, mochten sie einander nicht einmal wirklich. Bis zu jenem schicksalhaften Tag. Eines Morgens rettete Kleinstreif die Kriegerin Dunkelhauch, als diese bei einer Patrouille einem Zweibeiner zu nahe gekommen war. Es war mehr ein Instinkt von ihm, seinen Clan mit seinem Leben zu beschützen. Doch gerade dieses Ereignis änderte die Zukunft. Sie näherten sich einander an, eine enge und innige Liebe entbrannte. Und beide hofften auf den Gipfel dieser Liebe durch ihre Jungen.
Die erste Schwangerschaft war jedoch riskant. Von vier Jungen wurde gerade mal eines lebend geboren: Hageljunges. Getaucht in einem Grau, welches den bedrohlich auftürmenden Gewitter- und Hagelwolken glich. Doch war das Junge nicht normal.
Sein Vater, Kleinstreif, schämte sich für die Ticks seines Sohnes, mit denen er geboren wurde, und verbarg diesen deshalb, so gut er nur konnte. Dunkelhauch hingegen liebte Hageljunges trotz seiner Macken. Sie selbst gab sich die Schuld daran, dass drei ihrer Jungen verstorben waren und das Letzte eben sonderbar ist. Die Königin lebte in dem Wissen, dass sie schlichtweg kein besseres Junges in die Welt hätte setzen können. Beide glaubten das. Sie wussten nicht, was der Ursprung dieser ungewöhnlichen Ticks war, dachten, sie könnten diese irgendwie loswerden. So versuchte sie Hageljunges durch eine Überschüttung mit Liebe zu einem anderen Kater zu machen – zu einem normalen. Einem mit strahlendem Fell, der keinerlei seltsame Angewohnheiten an den Tag legte. Damals hatte Hageljunges noch kein Verständnis dafür gehabt, warum man ihn derartig seltsam beäugte. Er hielt sich für einen Kater wie jede andere. Und doch spürte er diese unangenehme Anspannung, die von seinen Eltern ausging, wenn eine andere Clankatze ihn sah. Aber den Hintergrund dessen bekam er nicht mit.

Und schließlich erreichte er seine vier Monde. Dunkelhauch erzählte ihm, dass er bald Geschwister bekommen würde. Kleinstreif war insgeheim in Sorge, dass diese ebenso wie Hageljunges nicht normal sein würden. Denn schließlich hatte er bereits seine Probleme damit, seinem Sohn die nötige Liebe zu geben. Hagel verstand den Wirbel nicht, nahm diesen aber sehr wohl wahr.
Und dann erblickte seine kleine Schwester Windjunges das Licht der Welt. Gesund und entzückend. Erfüllt von tiefer Liebe wollte der kleine Kater zu ihr gehen und sie begrüßen. Immerhin war er nun großer Bruder eines kleinen, zerbrechlichen Wesens. Doch noch bevor er diese auf der Erde willkommen heißen konnte, stieß Kleinstreif ihn eisern weg. „Komm ihr bloß nicht zu nahe“, zischte er so scharf, dass es Hagel noch immer in seinen Sinnen herumschwirrt. „Nicht, dass du sie noch ansteckst!“
Es war das erste Mal, dass er ihn knurren hörte, so voller Abscheu, als wäre er nichts mehr wert. Mit traurigen Augen sah Hagel auf Windjunges, die so beschützt wurde vom Vater, sogar vor ihrem eigenen Bruder. Es tat scheußlich weh.
Hageljunges wurde erst erlaubt, sich Windjunges zu nähern, als diese bereits die Äuglein geöffnet hatte. Mehr war ihm jedoch nicht wirklich erlaubt. Und obgleich sie beide derart unterschiedlich waren, der Kater liebte seine kleine Schwester. Noch.
Denn mit jedem einzelnen Tag, der dahin wich, merkte er, dass Dunkelhauch und Kleinstreif ihre Liebe zunehmend zu Windjunges schoben. Sie hatte ein ansprechendes Äußeres, wunderschönen Pelz, eine liebenswerte Art und vor allem eines: keine Ticks. In allem war Hagel das absolute Gegenteil der Schwester. Und seine Eltern ließen es ihn deutlich spüren. Wenn Windjunges aß, musste der junge Kater das Nest verlassen. Wenn Windjunges schlief, wurde Hagel aus dem Nest geschickt. Bloß damit er das kleine Heiligtum nirgends störte. Hageljunges begann, sich in seinen jungen Monden zu verändern. Doch was blieb ihm auch anderes übrig, als seinem geliebten Geschwisterchen mit Hass zu begegnen. Sie, die kleine bezaubernde Kätzin, die all die Liebe der Eltern bekam, sie ihm nahm – bis nicht ein Krümel für ihn übrig blieb.

Dann, kurz vor seiner Schülerernennung, durfte er ausnahmsweise zum ersten Mal mit Windjunges spielen. Selbstverständlich unter den strengen Augen der Mutter. Doch beim bloßen Herumalbern blieb es nicht lange. Als das spielerische zwischen den beiden begann, kam in Hagel plötzlich dieser Zorn herauf. Etwas, das die Mauern durchbrechen wollte, um all den Frust, welcher daran hing, herauszulassen. Und weil er jung war, noch völlig unerfahren, konnte er diese Emotion nicht beherrscht kontrollieren. Hagel fuhr seine scharfen Krallen aus, als hätte er mit einem Mal das Gefühl, mit Windjunges um seine Existenz kämpfen zu müssen. Denn die Eltern, die er liebte, hatten jede Lust an ihm verloren und gezeigt, dass Windjunges ihnen mehr als genug war. Gerade, als Hagel zu einem finsteren Schlag ansetzte, wurde er gewaltsam von den Pfoten gerissen. Dunkelhauch hatte ihn geschlagen und an seinem Vorhaben gehindert. Und damit wuchs der Groll auf Windjunges stetig weiter…
Allmählich begann seine Mutter, sich Gedanken zusammen. Gedanken darüber, wie aus dem kleinen sonderbaren, aber liebenswerten Junges eines hatte werden können, das die eigene Schwester angreifen wollte. Natürlich konnte sie es sich nicht erklären, zumal sie nicht in Hagels Haut steckte und von heftigen Gefühlen überrumpelt wurde.

Wenigstens hatte sie genügend Würde, um bei der Ernennung ihres Sohnes stolz zu sein und tatsächlich ein wenig mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Selbst sein Vater ließ sich nicht lumpen und gratulierte ihm dazu. Ereignisse, die der junge Schüler schon lange nicht mehr geschenkt bekommen hatte. Doch verändern tat ihn das keinesfalls.
Hagelpfote begann gegen die Schwester zu sticheln – ab und zu, wenn er ihr über den Weg lief. Denn meist ging er seiner eigenen Familie viel lieber aus dem Weg.
Sein erster Mentor war ein starker Kater, namens Chaosmähne, der kein gutes Haar an Hagelpfote ließ. Und wäre es nach ihm gegangen, wäre der junge Schüler wohl niemals ernannt worden. Solch unwertes Leben war es nicht wert – das hatte er ihm ohne Scham gesagt. Das kam Hagels Selbstwertgefühl nicht gerade zugute.
Einige Monde darauf wurde auch seine Schwester anschließend ernannt. Und wer hätte es nicht anders erwartet, bekam sie eine sanfte, liebevolle Mentorin zugeteilt. Was im Namen aller Katzen hatte der SternenClan bloß gegen ihn, dass dieser ihn derartig strafte? Natürlich kam Neid auf, es war verständlich, oder nicht? Windpfote hatte alles, er selbst bekam nichts. Und dann wagte es seine Schwester auch noch, ihm gegenüberzutreten mit diesem unschuldigen, süßen Gesicht, um darüber zu reden. Um ihm weiszumachen, dass sie nichts dafür konnte! Hagelpfote fauchte sie an, wäre ihr stattdessen jedoch lieber an die Kehle gegangen. Der Versuch, alles friedlich aufzuklären, scheiterte und war eher der Beginn eines entfachten Feuers.
Kurz darauf erkrankte Dunkelhauch. Hagelpfote durfte sie pflegen, denn für Wind wäre dies selbstverständlich zu gefährlich gewesen. Doch als letztlich der Zeitpunkt gekommen war, an dem Dunkelhauch sterben würde, kam Kleinstreif mit Windpfote. Und seine Worte ließen Hagel einzig perplex zurück. „Hau ab, Hagelpfote. Wir wollen in den letzten Momenten als Familie zusammen sein.“
Man schickte ihn von seiner sterbenden Mutter weg, schloss ihn praktisch aus seinem eigenen Blut aus. Dunkelhauch sah ihn nur traurig an, protestiert jedoch nicht, ehe Hagelpfote wütend mit dem Schweif schlug, die Tränen unterdrückend. Er verwünschte seine Familie und verließ den Heilerbau. Kleinstreif stand bloß Windpfote bei, während Hagel selbst von ihm jedes Mal abgewiesen wurde. Und das tat verdammt weh.
Es waren bloß wenige Sonnenaufgänge vergangen, als auch Hagels unerträglicher Mentor verstarb. Der Schüler war deswegen nicht traurig. Er hatte es verdient mit seiner grausamen Art. Vielerlei Narben zieren noch immer seine Haut, denn hatte Chaosmähne niemals die Krallen beim Training eingezogen.
Hagelpfote bekam in seinen letzten paar Monden als Schüler jemand neues als Mentor. Eine schlanke, graue Kätzin mit dem Namen Silberklaue. Sie hatte einen starken Charakter und ein kühles Wesen. Doch war sie um einiges besser als es Chaosmähne je hätte sein können. Die Kriegerin trainierte ihn gut und vernünftig, bis der Kater schließlich ernannt werden konnte und von nun an Hagelstich hieß.
Dass er vor seiner kleinen Schwester zum ehrenhaften Krieger ernannt wurde, war das einzige, was er wirklich besaß. Der Rest war schon immer bei Windpfote… und so fühlte er sich, als hätte er einen Wettlauf gewonnen. Den einzigen, den er überhaupt gewinnen könnte.
Hagelstich schikanierte Windpfote, wann und wo immer es nur möglich war. Er war älter, war schon Krieger – und sie noch immer Monde davon entfernt. Der Kater fühlte sich gut damit, fühlte sich wertvoller. Auch, wenn sein Vater alles andere als dieses Bild von ihm hatte.
Doch schon bald starb dieser an einer Vergiftung, ausgelöst durch ein verdorbenes Beutestück. Hagel trauerte nicht, er dachte nicht einmal an eine Träne. Für ihn hatte es Kleinstreif nicht anders verdient, sein Herz war abgehärtet, niemand aus seiner "Familie" hatte noch einen Platz darin.

Windpfote wurde zu Windspiel – Hagelstich hätte ihr am liebsten die Beine gebrochen. Natürlich wurde sie beglückwünscht, mit den liebsten Worten, die man nur finden konnte. „Vor allem nach dem Tod ihres Vaters muss es so schwer für sie sein“ – Hagel konnte sich das weder mitansehen noch mitanhören.
Und wie durch Zufall wurden die beiden Geschwister zu einer gemeinsamen Patrouille eingeteilt. Als wäre dem Clan entgangen, wie groß der Hass zwischen ihnen war. Beide waren folglich allein, nachvollziehbar, dass dies keinesfalls gut ausgehen konnte. Hagelstich überkam fruchtbarer Zorn, er wollte diesem endlich freien Lauf lassen. Und dies war womöglich seine einzige wahre Chance.
Obwohl er ein denkbar schlechter Kämpfer war, griff er Windspiel an. Diese hingegen war darin – wie sollte es auch anders sein – äußerst talentiert. Hagelstich verlor. Und dies war der Entschluss, sein Leben, in dem er niemals glücklich sein würde, für immer zu verlassen. Voller Abscheu blickte er der Kätzin entgegen. „In einem Clan, in dem du existierst, werde ich niemals leben!“, zischte er und wirbelte um. Hagel trabte davon, würde sich ein eigenes Leben aufbauen, irgendwo. Fernab von seiner scheußlichen Schwester…

Der Kater ging schlichtweg drauflos, machte sich keine besonders großen Gedanken. Er jagte, wo er war, und schlief, wo er liegen konnte. Hagelstich war eine Zeit lang ein gesetzloser Streuner.
Einst begegnete er auch Kaala, einer Hauskätzin. Sie war adrett, eine schöne Gestalt und wirkte zudem sympathisch. Eine Freundschaft wuchs zwischen ihnen heran, doch eigentlich wäre es ihm lieb gewesen, es wäre mehr daraus geworden. Beide verbrachten viel Zeit miteinander, bis Hagel endlich den Mut aufbrachte, ihr seine Liebe zu gestehen. Natürlich umschrieb er es und erzählte, er habe vor einigen Sonnenaufgängen eine Kätzin getroffen, die ihn wohl sehr angesprochen hätte. Kaala begriff direkt, worauf er hinaus wollte und rümpfte dabei die Nase. Ihre folgenden Worte brachen ihr das ohnehin schon zerbrochene Herz: „Du musst verstehen: Ich bin eine schöne Kätzin, ich verdiene einen schönen Gefährten.“ Ihr Ton war so ruhig und zuckersüß, wollte es ihm vorsichtig verständlich machen. Doch kam es bei ihm als durchdringender Stich an. „Du zum Beispiel bist… eher so im Durchschnitt. Deine Kätzin muss nicht so schön sein wie ich, neben ihr könntest du nicht prahlen.“
Hagelstich verzieh ihr das nie, am nächsten Morgen war er bereits ohne ein Wort weitergezogen. So konnte er wenigstens mit der Vorstellung spielen, wie Kaala nach ihm sucht und ihm nachtrauerte.

Eines Abends war Hagel des Wanderns müde und legte sich zum Schlafen hin. Eine alte Frau wohnte in dem Haus, in dessen Garten er schlief. Die Dame holte eine Schale Milch und stellte sie ihm hin. Vor nur wenigen Tagen hatte sie gerade ihre eigene Katze beerdigen müssen. Und so hatte sie noch alles parat. Eine Weile wartete sie, dann hob sie Hagelstich jedoch hoch und brachte ihn ins Haus. Dieser war vor Angst erstarrt, hatte sich nicht einmal rühren können. Doch verflog dieser Schock nach einiger Zeit, als sie sich seine Existenz bei ihr aufbaute. Sie war tatsächlich lieb zu ihm, ließ ihn hinaus in den Garten und holte ihn abends wieder herein. Anschließend saßen sie meist gemeinsam vor dem warmen Kamin, während die alte Frau strickte und Hagel mit dem Wollknäuel spielte. Das waren mit Abstand die schönsten Monde seines Lebens, die Zweibeinerin meinte es wirklich gut mit ihm.
Doch eines Morgens wachte diese nicht mehr auf. Hagelstich hatte es gespürt. Die Nacht hatte er auf ihrem Schoß verbracht und sich strikt geweigert, sich zu rühren. Mehrere Tage verbrachte er in dieser Weise, stand hin und wieder nur auf, um seinen Durst zu stillen. In dieser Zeit magerte er ziemlich ab, denn neues Futter konnte die Verstorbene ihm schließlich nicht mehr geben. Und hinaus nach draußen wollte er nicht. Er wollte schlichtweg bloß bei seiner Zweibeinerin bleiben, denn nur sie hatte ihn wirklich zu schätzen wissen. Und dafür war er ihr bis zu seinem Lebensende dankbar.
Es schien, als hätte sich jemand um die alte Frau Sorgen gemacht, denn schon bald kamen fremden Hausleute vorbei, welche sie nach einigem Murmeln und Wimmern mitnahmen. Hagelstich wusste nicht, wohin sie kam, er wusste nur, dass er zurück zu ihr wollte. Zu ihrer Geborgenheit. Doch war ihm bewusst, dass ihre Seele ihren Körper verlassen hatte.
Der Kater kam zu der Tochter seiner ehemaligen Zweibeinerin. Doch dort dröhnte es bloß von Musik und Lärm. Wohl fühlen tat er sich dort keinesfalls. Sobald ihn die erste Gelegenheit geschenkt wurde, huschte er hinaus und kehrte nicht mehr zurück. Nicht jeder Zweibeiner glich dem anderen, das hatte er als Wissen mitgenommen.

Lange strich Hagel umher, erneut als einsamer Streuner. Doch das Glück fand er darin nicht. Die Zeit auf sich allein gestellt, war hart, wirklich klarkommen tat er damit nicht mehr. Das einzige, was er suchte, war bloß eines: Frieden. Doch nichts auf der Welt vermochte ihm dieses Gefühl zu schenken.
Und schließlich betraten seine Pfoten ein Gebiet. Beinahe war es in Vergessenheit geraten, die Zeit hatte die Gerüche verändert. Doch erkannte er das Territorium seines alten Clans wieder. Zunächst hatte er sich geweigert, dorthin zurückzukehren. Er hatte es sich selbst versprochen. Aber schlussendlich ließen ihn die aktuellen Umstände keine andere Wahl und er entschied sich für etwas, dass er nicht für möglich gehalten hätte.
An der Grenze wartete er auf die nächste Patrouille und bat diese um Hilfe sowie Unterstützung. Zunächst erkannte man ihn nicht wieder, doch bald kam heraus, dass er einst junger Krieger dieses Clans war. Es war nicht leicht, wieder aufgenommen zu werden, doch wurde er schließlich erneut Teil dieser Katzen. Und ja, er hatte Furcht vor dem Wiedertreffen mit seiner Schwester. Davor, verurteilt zu werden und sich vielleicht zur Rede stellen zu müssen, so sehr der Gram ihn noch immer plagte. Doch schien die Kätzin fort. Es wurde gemunkelt, dass sie ebenfalls fortgelaufen war, andere sagten jedoch, sie sei verloren gegangen. Einst war jedoch sicher: Keine Spur ließ ihre Existenz beweisen.
Was nun genau geschehen war, wusste und weiß Hagelstich bis heute nicht. Doch ist er froh damit. Er kann im Clan leben wie früher. Nur, dass er sich heute nicht weiter um seine Schwester scheren muss. Der Krieger lebt nun seit mehreren Monden erneut im EisClan, glücklich – so glücklich er nach der Tragödie jedenfalls sein kann…

Oke super, danke euch beiden :3